Kakteensammlung Reinhart Schade

Eigene Hybriden: Allgemeines

Allgemeines zu meinen Hybriden

Kakteenfreunde, die nur artreine Pflanzen in ihrer Sammlung haben wollen, reagieren oft mit völligem Unverständnis, wenn sie von der Begeisterung und den Erfolgen der Hybriden-Züchter erfahren. Dabei wird die Tatsache immer wieder außer Acht gelassen, dass es Hybridisierungen in der Entwicklungsgeschichte der Kakteen schon immer gegeben haben muss. Es ist nicht vorstellbar, dass die enorme Gattungs- und Artenvielfalt allein nur durch Mutationen entstanden ist.

Auch wird immer wieder argumentiert, der Mensch solle der Natur nicht ins Handwerk pfuschen. Aber das tut Homo sapiens schon seit Jahrhunderten sehr erfolgreich, in Fauna und Flora! Was wären wir denn ohne unsere Nutz- und Haustiere, ohne unsere Getreide-, Obst- und Gemüsesorten und ohne die vielen hochgezüchteten Zierpflanzen? Ist es nicht legitim, zu versuchen, Pflanzen mit schöneren, größeren und zahlreicheren Blüten zu züchten als die Natur es hervorgebracht hat?

Schon seit Beginn meiner Gewächshaus-Kultur entstanden unbeabsichtigte, von Insekten bestäubte Hybriden bei Lobivien, Sulcorebutien, Parodien usw.. Wenn die Samen im Topf der Mutterpflanze keimten, hatte ich oft die Winzlinge ausgegraben (ich werfe Pflanzen nur ungern weg), aufgezogen und zum Blühen gebracht. Bei schöner Blüte und ansprechendem Habitus, habe ich sie behalten und vegetativ vermehrt. Nachteilig ist, dass man bei diesen Hybriden die Vaterpflanze nicht kennt.

Später trieb mich die Neugier, die Nachkommen gezielt bestäubter Kakteen aufzuziehen und war gespannt, was dabei "heraus kam". Zum Beispiel bepinselte ich die Narbe einer Lobivia arachnacantha mit dem Pollen einer Pseudolobivia polyancistra und war überrascht, dass 1. der Habitus aller Nachkommen dem der Vaterpflanze glich und 2. alle orange blühten. Zu Punkt 1 besteht ja die "Lehrmeinung", dass die Mutterpflanze dominant sei (was hier nur auf die Blütenfarbe zutraf), bei Punkt 2 hatte ich erwartet, dass nach dem Mendelschen Uniformitätsgesetz alle Blüten mischfarbig, also hellorange sind. In einem weiteren Versuch, bei dem ich diese F1-Generation kreuzen werde, hoffe ich, gemäß dem Mendelschen Spaltungsgesetz ein paar weiß blühenden Arachnacantha zu gewinnen.

Die Zucht weiß blühender Rebutia krainziana ist mir schon gelungen. Hier verwendete ich allerdings als Vaterpflanze eine weiß blühende Rebutia-Hybride mit unbekanntem Stammbaum. 20 Korn sind aufgelaufen (Keimrate nicht protokolliert). Interessant ist, dass schon in der 1.Generation 5 Stück weiß und 8 Stück rot geblüht haben und merkwürdigerweise keine rosa. 7 Stück haben noch nicht geblüht. Vielleicht sind dann rosa blühende Pflanzen dabei. Nächstes Jahr (2008) werde ich's sehen.

Bei Hybriden ist man vor Überraschungen nie sicher! Sie können von Jahr zu Jahr leicht unterschiedlich blühen. Oder verschieden farbige Blüten haben, die gleichzeitig an einer Pflanze erscheinen. So bei mir geschehen an einer Kreuzung zwischen Rebutia marsoneri und Rebutia kariusiana.

Die ganze Vielfalt verschiedener Blüten kann man jedoch erst beobachten, wenn man zwei Hybriden miteinander kreuzt, die beide einen möglichst langen Stammbaum haben. Bestens eignen sich hierfür Echinopsis-Hybriden. So hatte ich mal 68 Korn einer Frucht von der "Zutschke" ausgesät. Bestäubt hatte ich die mischfarbige Zutschke-Blüte mit dem Pollen einer rein gelb blühenden Echinopsis-Hybride.